, Weigel Hannes

Franz Deck

heute nachgefragt bei Franz Deck

 

2009: Franz Deck beim Interview mit Did Blicker und dem Trainer aus Hausach 

 

… heute bei Franz Deck  

Nachdem der Frauen- und Mädchenfußball nach der Heim-WM 2011 einen regelrechten Boom erlebte, spielen mittlerweile über 1 Mio. Fußballerinnen aktiv in einem Verein. Im Jahr 1990, ein Jahr nachdem die deutsche Frauennationalmannschaft zum ersten Mal Europameister wurde, war dies freilich noch ganz anders. Und dennoch begann in diesem Jahr die Geschichte des Frauen- und Mädchenfußball beim 1. SV Mörsch. Der schwarz-gelbe Initiator und Visionär damals hieß Franz Deck. Mit ihm sprachen wir über die Anfänge, aber auch über das aktuelle Geschehen im weiblichen Bereich des Vereins.  

Redaktion: Hallo Franz, vor etwas mehr als 30 Jahren hat durch dich der Frauen- bzw. Mädchenfußball Einzug in der Mörscher Sandgrube erhalten. Wie kam es dazu?  

Franz: Begonnen hat alles mit der Gründung einer Mädchenmannschaft im Jahr 1987. Nach 3 Jahren mussten die ersten Mädchen altershalber in den Seniorenbereich wechseln. Deshalb haben Günter Kastner, damaliger Jugendleiter, und ich schon 1 Jahr vorher uns Gedanken gemacht, wie es weitergehen könnte. Es wurde Kontakt zu bereits bestehenden Damenmannschaften im Kreis Karlsruhe aufgenommen. Dabei ist uns zu Ohren gekommen, dass beim Postsportverein in Karlsruhe die Damenmannschaft einen neuen Verein sucht. Beim Hallenturnier des 1. SV Mörsch im Januar 1990 wurde die Vereinbarung über den Wechsel der Fußballerinnen vom Post SV zum 1. SV Mörsch zum 30.6.1990 unterzeichnet.    

Redaktion: Ich könnte mir vorstellen, dass es gerade in der Anfangszeit auch heftigen Gegenwind aus den eigenen Reihen gab oder verlief das alles reibungslos?  

Antwort: Es gab zwei verschiedene Bereiche bei denen dicke Bretter zu bohren waren. Beim 1.SV Mörsch hat die damalige Verwaltung mitgeteilt, dass wenn die Jugendabteilung die Organisation, den Spielbetrieb und die Kosten übernimmt, der Verein keine Steine in den Weg legen wird. Mit der Sache Damenfußball wollte man nichts zu tun haben. Auch dürften keine Beeinträchtigungen im Trainings- und Spielbetrieb eintreten. Die betraf insbesondere die Trainingszeiten. Nach intensiven Gesprächen ist uns dann die AH Mannschaft entgegengekommen, so dass die Damenmannschaft mittwochs ab 21.00 Uhr trainieren konnten. Deshalb wurde die Damenmannschaft unter der Jugendabteilung geführt. Der 2. Bereich war der Fußballverband. Mit der Damenmannschaft wollten wir in Nordbaden spielen, da mehrere Damenmannschaften im Bereich zwischen Karlsruhe und Heidelberg aktiv am Spielbetrieb teilnahmen. Im Bereich Südbaden war zu diesem Zeitpunkt nur der SC Sand im Damenbereich aktiv. Die Kleinkariertheit des Badischen Fußballverbandes hat fast die Sache zum Scheitern gebracht. Man wollte uns von Verbandsseite die Teilnahme am Pokal und keine Aufstiegsmöglichkeit einräumen. Das waren harte Gespräche bis zur Drohung den DFB einzuschalten.                    

Redaktion: Die Mörscher Frauen spielen nach jahrelanger Zugehörigkeit in der Verbandsliga seit einigen Jahren wieder in der Landesliga, bei den Mädchen gibt es nur noch eine Mannschaft. Würdest du trotzdem sagen, dass es eine Erfolgsmodell in der Sandgrube ist?  

Antwort: Absolut ja. Für beide Seiten. Die Mädchen und Damen können beim 1.SV Mörsch, unter guten Bedingungen, ihrem Hobby Fußball nachgehen. Der Verein profitiert von dem ehrenamtlichen Engagement der Frauen und dem zusätzlichen Angebot im Fußballbereich. Auch im Damenbereich ist es im Hinblick auf den sportlichen Erfolg wie bei den Herren. Einmal läuft es gut und dann auch mal nicht so gut. Ich bin der Überzeugung, dass es sportlich auch wieder bessere Zeiten geben wird.    

Redaktion: Du kennst beide Seiten, auch dank langjähriger Erfahrungen in den verschiedensten Bereich. Wo würdest du sagen liegen die gravierendsten Unterschiede zwischen Männer- und Frauenmannschaften und was ist wo etwas einfacher?  

Antwort: Wie in allen sportlichen Bereichen bestehen genetische Unterschiede zwischen Frauen und Männer. Die sportliche Leistung ist bei den Frauen genau so hoch zu bewerten, wie bei den Männern. Nicht optimal ist sicherlich die Ausbildung der Spielerinnen im Jugendbereich. Hier besteht noch großer Handlungsbedarf. Insbesondere im technischen und taktischen Bereich. Lass mich zum Schluss eines ganz klar feststellen, auch wenn danach mir einige Herren böse sind: Die Damen können besser und fröhlicher feiern, als die Männer. Gruß euer, Franz Deck